Tagein, tagaus? Nicht bei Weber Shandwick!

Die internationale Netzwerkagentur Weber Shandwick wagt sich in die Welt der Podcasts: „Healthcare EsPResso“ gibt aus drei unterschiedlichen Berufsperspektiven – Trainee, Berufseinsteiger:in und Berufserfahrener – einmalige Einblicke in den Bereich Healthcare-Kommunikation, die für jedermann verständlich sind. Warum die Idee durch kommoguntia entstanden ist, welche Eigenschaften der typische PR-ler mitbringen sollte und wie sich Gesundheitskommunikation durch Corona verändert hat, erzählen Anita Neil (Trainee), Alicia Altvatter (Berufseinsteigerin) und Torsten Rothärmel (Berufserfahrener) in einem kommo-Interview.

Ein Agentur-Podcast ist etwas Außergewöhnliches. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

Torsten: Auf die Idee sind wir tatsächlich durch euch gekommen. Bei den kommo-Workshops habe ich festgestellt: Das Thema Gesundheitskommunikation ist bei vielen noch unbekannt. Unternehmenskommunikation oder PR für Verbraucherprodukte ist im Alltag präsent. Geht es aber um Gesundheitsthemen, stoße ich oft auf eine Informationslücke, die wir mit dem Podcast füllen möchten.

Welche Zielgruppe möchtet ihr erreichen?

Anita: Als wir den Podcast begonnen haben, war ich selbst noch mit der „Studibrille“ unterwegs. Ich habe festgestellt, dass in den Universitäten selten über einzelne Bereiche der Kommunikation gesprochen wird. Deshalb möchten wir die Gesundheitskommunikation aufgreifen und somit Studierende wie auch Berufseinsteiger:innen erreichen und ihnen zeigen, wie die Arbeit bei uns aussieht.

Alicia: Daneben ist der Podcast auch ein Tool für unsere interne Kommunikation. Wir sind eine große Netzwerkagentur, die allein in Deutschland mehrere Standorte hat. Obwohl wir schon sehr vernetzt zusammenarbeiten, werden wir oft gefragt, was wir „in Frankfurt“ machen. Denn in Frankfurt sitzt ein Großteil der Healthcare-Abteilung und mit dem Podcast möchten wir auch unseren Kolleg:innen zeigen, wie und woran wir gerade arbeiten.

Was ist das Besondere an eurem Podcast?

Torsten: Wir möchten unsere komplexe Arbeit so erklären, dass es auch – ganz plakativ gesprochen – die Oma von nebenan versteht. Sobald im Podcast ein Fachbegriff fällt, der nicht allgemeinverständlich ist, schreiten wir ein und erklären ihn, sodass uns möglichst alle folgen können.

Alicia: Der Podcast lebt auch davon, dass wir ihn immer zu dritt gestalten und die Themen somit aus den verschiedenen Blickwinkeln beleuchten.

Anita: Das bezieht sich nicht nur auf die Berufserfahrung. Denn wir sind innerhalb der Agentur sehr breit aufgestellt mit Wissen aus den Bereichen Biologie, Kommunikation oder auch Studienbereichen, die nichts mit Gesundheit zu tun haben. Unsere Podcast-Gäste kommen teilweise auch aus anderen Bereichen und vertreten oft auch eine andere Sicht auf die Dinge.

Welche Eigenschaften sollte man für die Arbeit bei euch mitbringen?

Torsten: Interesse an Gesundheitsthemen und die Bereitschaft, sich mit medizinischen Themen auseinanderzusetzen. Wie läuft eine Erkrankung ab? Wie funktioniert ein Medikament und wie kann ich Patient:innen im Alltag durch Information und Kommunikation helfen? Es kann die beste Therapie geben, wenn sie aber keiner kennt, hilft sie auch nicht.

Anita: Ich würde ergänzen: Neugierig sein und Interesse am Weltgeschehen haben.

Alicia: Da kann ich nur zustimmen. Unsere Branche ist so dynamisch, sowohl von der fachlichen als auch von der kommunikativen Perspektive. Es passiert ständig etwas: Es gibt neue Plattformen, neue Techniken oder neue Medikamente. Wichtig ist auch: Wir kommunizieren und interagieren tagtäglich mit so vielen unterschiedlichen Ansprechpartnern. Wir sind nicht nur Berater, sondern vor allem auch Problemlöser oder besser: Allroundtalente. An einem Tag nehmen wir einen Podcast auf, bauen dafür das komplette Equipment auf – ohne Tontechniker:in zu sein – und am nächsten Tag steht wieder was komplett anderes an.

Torsten: Es ist also nichts für Leute, die geregelt und geruhsam tagein, tagaus im gleichen Rhythmus arbeiten wollen. Kommunikationsjobs in der Agentur sind sehr abwechslungsreich. Man muss nicht in allem Spezialist:in sein, aber man braucht ein Grundverständnis für die Beratungsebene. Ich nutze zum Beispiel selbst kein Instagram, kann meinen Kunden aber die Basics erläutern. Wenn es dann ins Detail geht, hole ich mir Expert:innen dazu.

Anita: In einer Podcast-Folge hatten wir unsere Kollegin Melanie aus dem internationalen Team zu Gast und sie hat es richtig zusammengefasst, einen Arbeitsalltag könne man bei uns nicht definieren. Jeder Tag ist anders.

Wie hat sich die Gesundheitskommunikation durch Corona verändert?

Torsten: Gerade Corona hat verdeutlicht, dass wir flexibel sein müssen. Während der Pandemie hat sich das Informationsbedürfnis von Woche zu Woche geändert. Erst waren die Übertragungswege unklar, dann die Maskendiskussion und jetzt geht es um die Impfung. Die Themen haben sich so schnell gewandelt – das habe ich in meinen 25 Jahren Berufserfahrung noch nicht erlebt. Der gesamte medizinische Bereich war gefordert, die Kommunikation danach auszurichten. Unsere Aufgabe war es, alle Kommunikationspläne über den Haufen zu werfen und nochmal neu anzupassen. Das hat die Arbeit für uns sehr spannend, aber auch sehr hektisch gemacht.

Anita: Auch die zukünftige Kommunikation ändert sich durch Corona: Die Jahreskonzepte für 2022 stehen an. Wir denken aktuell in zwei Varianten, was früher nicht der Fall war. Wenn wir zum Beispiel eine Presseveranstaltung planen, überlegen wir, wie wäre sie vor Ort und wie könnten wir sie online gestalten?

Und wie hat sich die interne Kommunikation verändert?

Alicia: Der interne Austausch ist durch das Home-Office nicht weniger geworden. Ich würde sogar behaupten, dass er sich standortübergreifend verbessert hat. Wir sind agenturweit viel vernetzter.

Torsten: Das stimmt. Unser CEO organisiert zum Beispiel freitags mit allen eine „ask me anything“-Runde. Und gemeinsame, jetzt digitale, Teammeetings sind eigentlich noch wichtiger geworden.

Alicia: In solchen „Kaffee-Talks“ unterhalten wir uns über alles Mögliche wie persönliche Hobbys, aber auch über Trends wie Clubhouse.

Welche Meinung habt ihr zu digitalen Meetings und Home-Office im Agenturalltag?

Anita: Digitale Kundenmeetings haben Vorteile in Bezug auf Flexibilität und Umweltfreundlichkeit, aber auch viele Nachteile. Die Körpersprache und die persönliche Interaktion fehlen und wir wissen oft nicht, wie unsere kreativen Ideen beim digital Gegenüber ankommen. Wenn wir wieder reisen können, ist auch der Wille da, vor Ort in den Austausch zu treten. Smalltalk und der Austausch in Kleingruppen kommen momentan viel zu kurz. Das Feedback bekommen wir auch von Journalist:innen.

Torsten: Die zwischenmenschliche Interaktion in der Pause oder vor/nach dem Meeting wird meiner Meinung nach sehr unterschätzt. Zwischendrin finden viel Ideenfindung und Kreativität statt. Das fehlt im Home-Office. Im Vorbeigehen am Schreibtisch stellt man eine kurze Frage oder holt sich eine Meinung ein. Kreativität lebt von spontanen Einfällen. Wenn man die Kreativität aufgrund eines Online-Meetings dann auf eine Stunde beschränken muss, ist das eher ein Nachteil.

Alicia: Ein Vorteil von Online-Meetings ist allerdings, dass wir Kolleg:innen aus anderen Standorten einfach dazuschalten können. So sind die Möglichkeiten größer, auch mal andere Blickwinkel in das Brainstorming mitaufzunehmen.

Ihr sprecht oft über eure vielfältige Arbeit. Was heißt das genau?

Torsten: Damit meinen wir, dass die Gesundheitsthemen, die wir bearbeiten, so vielfältig sind von Krebserkrankungen zu Diabetes, von verschreibungspflichtigen Medikamenten zu Medizintechnologie bis hin zu ganz anderen Themen wie Corporate Communication von Pharmaunternehmen. Wir kommunizieren nicht nur mit Ärzten, sondern auch mit anderen Stakeholdern, wie beispielsweise Patient:innen, Politikern oder der Öffentlichkeit allgemein. Spannend ist und bleibt: Medizin und Wissenschaft zum Leben zu erwecken und komplizierte Dinge einfach zu erzählen. Bei unseren internen Meetings geht es auch manchmal um philosophische Diskussionen im Gesundheitsbereich. Ethische Fragen spielen eine große Rolle: Wer findet was vertretbar? Bei manchen Themen sagen wir dann auch mal never ever. Unser Arbeitsfeld ist also sehr breit gefächert und ich bin mir sicher, hier findet jeder seinen Lieblingsspot.

Das Gespräch haben Francesca Zarbo, Vorstandsvorsitzende, und Caroline Münch, kommo-Mitglied, mit Dr. Torsten Rothärmel, Group Executive Vice President & Office Head Frankfurt, Alicia Altvatter, Manager Healthcare, und Anita Neil, Trainee geführt. Seit Dezember nehmen sie im Dreier-Team den Podcast auf. Im Winter möchten sie auch eine Folge mit kommoguntia gestalten. Wer Interesse oder Anregungen hat, kann sich gerne bei vorstand@kommoguntia.de melden.

Insider-Tipp: Wer eine gelungene Kampagne im Bereich Patientenkommunikation sehen möchte, die während der Pandemie umgesetzt wurde, kann sich „Asthma-Aktivisten.de“ anschauen!